Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber e.V.
Am 23. Oktober 1949 wurde in der Bundesrepublik der Deutsche Athleten-Bund gegründet. In der DDR erfolgte am 27. April 1958 die Gründung des Deutschen Gewichtheber-Verbandes e.V. mit den Sportarten Gewichtheben, Kraftsport und Bodybuilding. Die Gewichtheber der Bundesrepublik organisierten sich 1969 in einem eigenen Verband, dem Bundesverband Deutscher Gewichtheber e.V. (BVDG). Die Sportart Kraftdreikampf wurde 1982 in den BVDG eingegliedert. In der DDR trennten sich 1990 die Kraftsportler und Bodybuilder vom Deutschen Gewichtheber-Verband und bildeten den Deutschen Kraftsport- und Bodybuilding Verband e.V. (DKBV). Der Deutsche Gewichtheber-Verband bildete sich in den Deutschen Verband für Gewichtheben und Fitness e.V. um und löste sich später auf. Am 30. September 1990 traten die Landesverbände der späteren Bundesländer dem BVDG bei. Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber e.V. und der Bundesverband Deutscher Kraftdreikämpfer e.V. schlossen sich im Jahr 2000 unter dem Dachverband Deutscher Athletenbund e.V. zusammen. Der Deutsche Athletenbund war Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund. Auf Beschluss des Bundestages vom 20. November 2008 wurde der Deutsche Athletenbund zum 31.Dezember 2008 aufgelöst. Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber e.V. sowie der Bundesverband Deutscher Kraftdreikämpfer e.V. gehörten als selbstständige Verbände dem Deutschen Athletenbund als Mitglieder an. Sowohl der BVDG als auch der BVDK sind seitdem eigenständige Spitzenverbände und Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund. Der BVDG ist den olympischen Spitzenverbänden und der BVDK den nichtolympischen Spitzenverbänden zugeordnet (Sandau, Jentsch & Lippmann, 2010). Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber e.V. ist die Spitzenorganisation von Gewichthebersport und Fitness in Deutschland. Er ist ein Zusammenschluss aus den Vereinen der 16 Landesverbände, die Gewichtheben sowie Fitness- und Breitensport betreiben. Aktuell zählt der BVDG 20.876 Mitglieder in 208 Vereinen (Biebl, 2018). In der Tabelle sind die Mitgliederzahlen im BVDG nach Altersgruppen und Geschlecht sortiert.
Der Sitz des BVDG ist in Leimen, er ist in das Vereinsregister des Amtsgerichts Heidelberg eingetragen und Mitglied in der European Weightlifting Federation (EWF) sowie der International Weightlifting Federation (IWF). Außerdem ist er Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund. Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber e.V. hat die Aufgaben, den Gewichthebersport, ähnliche Kraftdisziplinen, den Breitenkraftsport, das Grundlagentraining im Kraft- und Fitnessbereich für andere Sportarten sowie Prävention und Rehabilitation zu fördern, zu pflegen und zu verbreiten. Als eingetragener Verein verfolgt der BVDG nicht wirtschaftliche Zwecke und verpflichtet sich dem Gemeinwohl. Unter dieser Prämisse sind in der Satzung des BVDG folgende Kernaufgaben des Verbandes festgehalten: Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber veranstaltet Deutsche Meisterschaften und andere sportliche Wettbewerbe. Er führt nationale und internationale sportliche Wettkämpfe durch und nimmt an solchen teil. Außerdem organisiert der BVDG Schulungen und Lehrgänge für Aktive, Trainer, Kampfrichter, Funktionäre sowie für Fitness- und Breitensportler. Der BVDG informiert Presse, Rundfunk, Fernsehen und andere Verbände über wichtige Ereignisse im Verband. Um diese übergeordneten Aufgaben zu erfüllen und damit das Ziel der Förderung, Pflege und Verbreitung des Gewichthebens zu erreichen, setzt sich der BVDG aus drei unterschiedlichen Abteilungen zusammen: Leistungssport gGmbH, Deutsche Gewichtheberjugend und German-Weightlifting GmbH. In der Abbildung sind die Abteilungen des Bundesverband Deutscher Gewichtheber dargestellt.
Leistungssport gGmbH
In der Gesamtstruktur des BVDG wird einerseits der ehrenamtliche Vorstand mit dem Präsidenten an der Spitze und andererseits der Bereich Leistungssport unterschieden. Dieser wurde rückwirkend zum 01.01.2020 in eine eigenständige gGmbH überführt. Das bedeutet, dass dieser Bereich eigenverantwortlich über den Sportdirektor, der gleichzeitig Geschäftsführer dieser gGmbH ist geführt wird. Als Kontrollorgan dient ein dreiköpfiges Aufsichtsrats-Gremium. In dieser Leistungssport gGmbH werden ausschließlich Bundesmittel verwandt. Der Haushalt ist vom BVDG e.V. unabhängig zu betrachten. Die Bundesmittel für den Leistungssport fließen direkt zur gGmbH, müssen zweckgebunden verwendet bzw. rückgeführt werden. Die Leistungssport gGmbH ist mit der Erreichung der leistungssportlichen Ziele des BVDG beauftragt. Diese Ziele werden mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sowie dem Bundesministerium des Innern (BMI) für den jeweils folgenden Olympiazyklus vereinbart. Um diese Ziele zu erreichen erhält die Leistungssport gGmbH zweckgebundene Mittel des BMI.
Hauptverantwortlicher der Leistungssport gGmbH ist der Sportdirektor. Er leitet den Hochleistungssport im BVDG. Ihm obliegt die Organisation, Planung, Steuerung, Administration und Kontrolle dieses Aufgabengebietes. Er ist auf hauptamtlicher Ebene die zentrale Entscheidungs- und Koordinationsperson im Hochleistungssport und vertritt die Interessen dieses Aufgabengebietes in den Verbandsgremien. Er ist der sportfachliche Dienstvorgesetzte aller hauptamtlichen Mitarbeiter im Leistungssport. In Gesprächen zu regionalen Zielvereinbarungen sorgt der Sportdirektor zudem dafür, dass die Struktur der Landesverbände mit der Leistungssport gGmbH abgestimmt ist. Nur so kann sichergestellt werden, dass die den Landessportbünden unterstehenden Landesverbände, in ihrer Arbeit die Ziele der Leistungssport gGmbH unterstützen. Die Hauptaufgabe der Leistungssportreferentin besteht in der Unterstützung des Sportdirektors.
Das Bundestrainerteam des Sportdirektors ist zuständig für die inhaltliche Umsetzung des Strukturplans. Auf Grundlage der Rahmen- und Nachwuchstrainingskonzeption legen die Bundestrainer gemeinsam mit dem Sportdirektor die Schwerpunkte in den jeweiligen Etappen im Sinne des langfristigen Leistungsaufbaus fest (z.B. Trainingsmittel, Methoden zur Persönlichkeitsentwicklung). Jeder Bundestrainer hat seine eigenen Aufgabenbereiche und trägt dafür Verantwortung. Die Hauptaufgabe der Sichtungstrainerin besteht im bundesweiten Scouting von Athleten mit außergewöhnlichen gewichtheberspezifischen Fähigkeiten. Dies können Quereinsteiger anderer Sportarten ebenso sein, wie dem Sport noch ferne Kinder und Jugendliche. Die Talente gilt es im ersten Schritt zu finden und über Begeisterung und Freude an die Sportart Gewichtheben zu binden. Die Sichtungstrainerin führt, entwickelt und koordiniert die Sichtungsaktivitäten aller Bundesländer. Sie konzipiert ein gewichtheberspezifisches Talenteignungssystem einschließlich eines adäquaten Wettkampf- und Trainingssystem, welches die Kriterien des langfristigen Leistungsaufbaus der Sportart beachtet. Ihre Ansprechpartner sind neben dem Sportdirektor, dem hauptamtlichen Bundestrainer „Nachwuchs“ und den Bundeshonorartrainern „Sichtung“, die hauptamtlichen bzw. ehrenamtlichen Landestrainer. Die Sichtungstrainerin ist für den Altersbereich U13 zuständig. Sind die Talente gesichtet, nimmt der Bundestrainer U17 die Arbeit der Sichtungstrainerin auf. In Abstimmung mit den anderen Bundestrainern sowie dem Sportdirektor plant er die Trainingsinhalte für die Entwicklungsetappen im Nachwuchsleistungssport. Darüber hinaus unterstützt er den Bundestrainer U20 in der Schnittstelle zu seinem Verantwortungsbereich und fungiert ebenfalls als Bindeglied sowie Führungs- und Leitfigur in den Nachwuchs-Bundesstützpunkten, Landesverbänden und Vereine des BVDG. Außerdem sorgt der Bundestrainer U17 in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und Vereinstrainern für die zielorientierte Umsetzung der Trainingsinhalte. Die Entwicklungsetappe des Leistungstrainings liegt im Verantwortungsbereich des Bundestrainers U20. Er führt die Arbeit des Bundestrainers U17 fort und bereitet die Sportler auf die jährlichen Junioren Welt- und Europameisterschaften vor. Seine Aufgabe besteht in der Entwicklung der talentierten Junioren und Juniorinnen. Die Bundesaufgaben beziehen sich neben der Betreuung der Nationalmannschaft auch auf eine enge Zusammenarbeit mit den Trainern und Kadersportlern in den Nachwuchs-Bundesstützpunkten, Landesverbänden und Vereinen des BVDG. In enger Zusammenarbeit mit den Bundestützpunkttrainern gewährleistet der Bundestrainer U20 die weitere Leistungsentwicklung der Athleten, durch die Anwendung trainingsmethodischer Inhalte der Spitzentrainingskonzeption. Weiterhin spielt die gezielte Persönlichkeitsentwicklung eine entscheidende Rolle auf dem Weg zum selbstbestimmenden und erfolgreichen Spitzensportler. Über die Vermittlung von Kenntnissen hinsichtlich regenerativer Maßnahmen, dem Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln sowie des Monitorings seines Belastungs-Erholungszustandes soll der Sportler befähigt werden, zunehmenden Einfluss auf seine Entwicklung zu nehmen. Gemeinsam mit dem Bundestrainer U20 beginnt der Bundestrainer-Senioren damit, die Sportler der Nationalmann-schaft auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Unter Berücksichtigung des derzeitigen Kaderpotenzials ist es das vorrangige Ziel, die Leistungsfähigkeit der einzelnen Kaderathleten unter Beachtung der Zielvereinbarung mit dem DOSB zu entwickeln. Durch die Teilnahme an sogenannten „Goldwettkämpfen“ wie Europa- und Weltmeisterschaften sowie den „Bronze- und Silberwettkämpfen“ bietet der Bundestrainer-Senioren, den Sportlern die Möglichkeit, sich für eine Teilnahme an den olympischen Spielen zu qualifizieren. Die Hauptaufgabe des Bundestrainer-Senioren besteht in der Leistungsoptimierung der Kaderathleten, durch die Optimierung der Regenerationsmaßnahmen sowie durch die Planung eines trainingsmethodisch individuellen Trainings. Nur gemeinsam können der Sportler, der Trainer sowie das Betreuungsteam (z.B. Physiotherapeut, Mediziner) die notwendigen Bedingungen schaffen, um das sportliche Ziel der Höchstleistung bei Olympischen Spielen zu erreichen. Die Bundeshonorartrainer werden beim BVDG für die Suche, Findung und Förderung von sehr talentierten jungen Sportlern und Sportlerinnen für den Nachwuchsbereich des BVDG eingesetzt. Dazu gehören die Entwicklung von kreativen, modernen Konzepten im Sichtungsbereich, die Weiterentwicklung der Wettkampfsysteme, die Umsetzung der Athletikschule des BVDG im eigenen regionalen Arbeitsbereich, die aktive Mitarbeit in der Sichtungskommission des BVDG und der Aufbau einer gut vernetzten Infrastruktur zu anderen Sportarten. Diese Betreuung erfolgt nach den Prinzipien des langfristigen Leistungsaufbaus und den Konzepten zur Persönlichkeits- und Teamentwicklung des BVDG. Weitere Aufgaben können die Mitarbeiter in der Betreuung von Lehrgangs- und Wettkampfmaßnahmen im Nachwuchsbereich sowie im Aus- und Weiterbildungsprozess des BVDG sein.
Die Hauptaufgabe des Bundesstützpunktleiters besteht in der Koordination aller relevanter Abläufe am Bundesstützpunkt, welche zur Entwicklung leistungsstarker Athleten für die Nationalmannschaft der einzelnen Ausbildungsebenen benötigt werden. Dazu gehören organisatorische, pädagogische und methodische Führungsaufgaben. Er koordiniert die Zusammenarbeit mit sämtlichen relevanten neben-, unter- und übergeordneten Institutionen. Er ist für die sportartspezifische Entwicklung und Steuerung des Nachwuchsleistungssports in der Region verantwortlich und koordiniert den Umsetzungsprozess der Regionalen Zielvereinbarung. Die mischfinanzierten OSP-Trainer (Bund/Land) und die BSP-Trainer werden vom BVDG für die Entwicklung von Kaderathleten in den Bundesstützpunkten eingesetzt (Übergang NK2-Kader zum NK1- bzw. Perspektiv-Kader). Sie arbeiten in enger Kooperation mit den entsprechenden Olympiastützpunkten, den Landesverbänden und den Bundestrainern zusammen (Mantek et al., 2019).
Deutsche Gewichtheberjugend
Die Deutsche Gewichtheberjugend ist die Interessenvertretung aller Kinder und Jugendlichen im BVDG und kümmert sich um die Anliegen der Nachwuchsathleten. Dabei setzt sich die DGJ sowohl für einen dopingfreien Sport als auch für die Gleichstellung von Mädchen und Jungen ein. Weiterhin engagiert sich die Deutsche Gewichtheberjugend für die Integration junger Menschen, ungeachtet ihrer Weltanschauung, Behinderung, Herkunft und sozialem Stand. Die Aufgabenfelder der DGJ sind sehr vielfältig und umfassen folgende Bereiche:
1. Förderung der Jugendarbeit im Gewichtheben und Kraftsport (freizeit-, breiten- und leistungssportliche Ausprägung),
2. Entwicklung neuer und zeitgemäßer Formen von Bewegung und Sport,
3. Zusammenarbeit mit anderen Jugend- und Erziehungsorganisationen,
4. Unterstützung der Jugendarbeit in den Landesorganisationen,
5. Ausbau internationaler Jugendbegegnungen.
In erster Linie ist die Deutsche Gewichtheberjugend in der sportlichen Kinder- und Jugendarbeit tätig. Weiterhin organisiert die DGJ Nachwuchswettkämpfe und -meisterschaften im Sinne des Jugendsportprogramms. Im Mittelpunkt der DGJ steht die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie deren Bildung im und durch Sport. Sie organisiert daher Maßnahmen und Veranstaltungen zu den Themen Teilhabe und Vielfalt, Prävention und junges Engagement im Gewichtheben. Neben der Nachwuchsgewinnung engagiert sich die Deutsche Gewichtheberjugend ebenfalls im interkulturellen Austausch und führt internationale Jugendbegegnungen durch.
Die Deutsche Gewichtheberjugend setzt sich aus der Jugendvollversammlung, dem Jugendausschuss sowie aus den Arbeitskreisen zusammen. Das höchste Gremium der DGJ ist die Jugendvollversammlung. Sie besteht aus den Landesjugendleitern und den Delegierten der Landesorganisation sowie aus den gewählten Mitgliedern des Jugendausschusses. Die wichtigsten Aufgaben der Jugendvollversammlung sind die Festlegung der Richtlinien für die Verbandsjugendarbeit, die Verabschiedung des Haushaltes für die geplanten Jugendmaßnahmen, die Beratung über alle Jugendveranstaltungen sowie die Festlegung des Lehrgangs- und Wettkampfprogramms. Einmal im Jahr lädt der Bundesjugendleiter bzw. das Jugendsekretariat die Jugendvollversammlung ein. Der Jugendausschuss besteht aus dem Bundesjugendleiter, dem Referenten für Sport, dem Referenten für Schulbildung und Bildung, dem Referenten für Freizeit und Öffentlichkeitsarbeit, dem Jugendsprecher, dem Bundestrainer der Jugend sowie dem Ehrenbundesjugendleiter. Die Hauptaufgaben des Jugendausschusses sind die Aufstellung einer Jahresplanung und des Haushaltplanes, die Zusammenarbeit mit anderen Jugendorganisationen und -verbänden sowie die Planung, Durchführung und Durchsetzung der beschlossenen Vorhaben (Vertretung der Verbandsinteressen nach innen und außen). Auf Einladung des Bundesjugendleiters tritt der Jugendausschuss mindestens zweimal im Jahr zusammen. Der Jugendausschuss kann zur Erfüllung besonderer Aufgabenstellungen zeitweise oder bei Bedarf ständige Arbeitskreise installieren (Deutsche Gewichtheberjugend, 2012).
German Weightlifting GmbH
Die German Weightlifting GmbH ist mit der breitensportlichen Ausprägung des Gewichthebens, seiner Verbreitung und Wahrung beauftragt. Hauptaufgabe hierbei ist die Vermarktung des Gesamtverbandes sowie der Vertrieb von Gewichtheberutensilien und Bekleidung über den German Weightlifting Shop. Zudem vergibt sie als Veranstalter, die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaften an Vereine. Breitensportliche Wettkämpfe, die die öffentliche Wahrnehmung des Gewichthebens fördern, werden ebenfalls von der German-Weightlifting GmbH veranstaltet und ausgerichtet.