Trainer im Nachwuchsleistungssport

Die erfolgreiche Nachwuchsförderung steht und fällt mit qualifizierten und engagierten Trainern vor Ort. Der Trainer ist für den Nachwuchsathleten die vorderste affektive Bindungsperson im Sport und der Garant für die fachlich versierte sportliche Entwicklung. Die langfristige Bindungskraft des Trainers geht vorrangig von seinen pädagogischen, sozialen und kommunikativen Kompetenzen aus.

Vom Trainer im Nachwuchsleistungssport werden enorme Leistungen erwartet. Er beachtet im Training die langfristige Leistungsperspektive und vermittelt aktuellen Spaß. Er gibt fachliche Unterweisung und vermittelt Werte. Er ist jederzeit uneingeschränkt am Wohl des Athleten und seiner Persönlichkeitsentwicklung interessiert. Von ihm werden hohe fachliche sowie pädagogische und soziale-kommunikative Kompetenzen erwartet. Er arbeitet nach verbandlichen Trainingskonzepten und sucht selbst kreativ nach innovativen Lösungen. Der Trainer soll den Verbund Elternhaus – Verein – Schule organisieren, sich neben dem Verein und Verband auch in der Talentsuche in der Schule einsetzen, Lizenzen des Verbandes erwerben und sich regelmäßig weiterbilden.

Im deutschen Nachwuchsleistungssport sind gegenwärtige Probleme in der Gewinnung von qualifiziertem und engagiertem Trainer-Nachwuchs, in der angemessenen Finanzierung, z.T. auch in der abgestimmten Zusammenarbeit zwischen den Trainern unterschiedlicher Anstellungsträger unübersehbar. Um die Zukunftsfähigkeit des deutschen Nachwuchsleistungssports zu sichern, sind zur Trainerproblematik rasch verbesserte Lösungen aufzubauen. Zum vermehrten Gewinn qualifizierten und engagierten Trainer-Nachwuchses sind vor allem die Attraktivität des Berufs, die Anreize, Prestige und Status der Position deutlich aufzuwerten.

Ab dem Aufbau- bzw. Anschlusstraining können die Aufgaben im Nachwuchsleistungssport umfassend zumeist nur hauptberuflich geleistet werden. Es sind bessere Möglichkeiten zu schaffen, um die Nachwuchs-Trainer angemessen zu vergüten. Die Trainerverträge im Nachwuchsleistungssport sollen in der Regel unbefristet, zumindest aber über zunächst sechs Jahre geschlossen werden. Die OSP-Trainermischfinanzierung hat sich an der Schnittstelle zwischen Landes- und Bundeskader außerordentlich bewährt. Darüber hinaus sollen die vielfältigen weiteren Möglichkeiten der Mischfinanzierung zwischen Vereinen, Landesverbänden, Spitzenverbänden, Landesprogrammen, Stiftungen, Kommunen usw. als effektives Mittel stärker genutzt und ausgebaut werden.

Häufig arbeiten an einem Standort in einer Sportart verschiedene Trainer mit unterschiedlichen Anstellungsträgern bzw. honorierenden Institutionen zusammen. In den Regionalen Trainerteams sind die arbeitsteiligen Aufgaben, Verantwortungen und Formen der Zusammenarbeit einschließlich Festlegungen zu Führung und Controlling zu klären. Unter Beachtung der langfristigen Personalentwicklungskonzepte in Spitzen-, Landesverband und LSB werden sie im Regionalkonzept für den Geltungszeitraum verbindlich vereinbart. Durch die Spitzenverbände sind übergreifende mittel- und langfristige Einsatz- und Bedarfsplanung zu erstellen und abzustimmen.

Die Ausübung der Dienst- und Fachaufsicht ist häufig in vollem Umfang einschließlich Personalentwicklung, Qualitätssicherung und Controlling kaum mehr ehrenamtlich zu leisten ist. Für hauptamtliche Trainer wird grundsätzlich eine hauptamtliche Dienst- und Fachaufsicht angestrebt.

Den Erfordernissen der Qualifizierung von Nachwuchstrainern nach modernen Maßstäben können die Lizenzierungsprogramme der Verbände allein nicht mehr ausreichend gerecht werden. Zusätzliche neue Formen sind für eine Qualifizierungsoffensive in Zusammenarbeit der Spitzenverbände, Landesfachverbände, LSB und der Trainerakademie Köln des DSB zu entwickeln. U.a. sollen Wissenspotenziale angereichert werden, Fortbildungen fokussieren die Effektivierung des Theorie-Praxis-Transfers, Defizite sind in internationalen Austauschprogrammen aufzuarbeiten, im Informations- und Wissensmanagement sind Internet-Ressourcen noch effizienter zu nutzen. Die LSB bauen sportartübergreifende Angebote zur Weiterbildung insbesondere für Talentsucher auf. Ein sportbezogenes Studium wird insgesamt als günstige Voraussetzung für die qualitativ hochwertige Nachwuchsbetreuung angesehen. Junge ehemalige Leistungssportler sollen als Trainer-Nachwuchs aufgebaut werden und z.T. relativ kurzfristig in den Verbänden zum Einsatz kommen. Die Lehrgänge zum Erwerb der Trainerlizenzen sollen in Einzelfällen auf Vorschlag des Spitzenverbandes in modularer und zeitlich komprimierter Form erfolgen.

Eine Beurteilung von Nachwuchstrainern geschieht nicht vorrangig aufgrund der kurzfristig erzielten Wettkampfergebnisse, somit auch nicht aufgrund der aktuellen Anzahl von „KaderAufsteigern“. Maßgebliches Kriterium als Grundlage für Controlling und Qualitätsmanagement ist die Erfüllung der Entwicklungsaufgabe im Hinblick auf die Zielstellung „langfristiger Erfolg im Spitzensport“:

- Gewinn von Talenten für die wettkampforientierte Trainingsgruppe

- Vermittlung von Begeisterung und Interesse für das dauerhafte Engagement

- Organisation des Verbunds Elternhaus – Verein – Schule

- Schaffung vielfältiger Grundlagen für die weitere Leistungsentwicklung

- Umsetzung eines fachlich versierten Trainings nach Maßstäben moderner langfristiger
   Trainingskonzepte (RTP)

Auf lange Sicht zählt der Erfolg im Spitzensport: Wenn die betreuten Nachwuchsathleten später Erfolge bei Europa-, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen erzielen, soll die Aufbauarbeit durch den Nachwuchstrainer entsprechend honoriert werden, u.a. in Form von Auszeichnungen („Nachwuchstrainer des Jahres“ u.ä.) und/oder Prämierungen.
 

Konsequenzen und Zukunftsaufgaben

- Verbesserung von Prestige und Status des Nachwuchs-Trainers

- Hauptberuflichkeit ab dem Alter des Aufbautrainings, hauptamtliche Dienst-/Fachaufsicht

- Finanzierungsmöglichkeiten zur angemessenen Vergütung der Trainer, u.a. Aufbau und
  Nutzung weiterer Formen der Trainermischfinanzierung

- Trainerverträge in der Regel unbefristet oder über zunächst sechs Jahre

- Klärung der Trainerstruktur, Verantwortlichkeiten, Zusammenarbeit im Regionalen Trainerteam
  (Regionalkonzept), mittel- und langfristige Einsatz- und Bedarfsplanung der Spitzenverbände

- Aufbau neuer, zusätzlicher Programme zur Trainerbildung und -qualifikation

- Anwendung der Qualitätskriterien zur Beurteilung von Nachwuchstrainern,
  Auszeichnungen/Prämierungen aufgrund späterer Spitzensporterfolge ehemaliger Schützlinge

Trainer/innen finden

Um junge, neue Trainer/innen zu finden, ist es sinnvoll, aktive Leistungssportler/innen frühzeitig anzusprechen und für eine Trainertätigkeit zu begeistern. In gleicher Weise können Eliteschüler/innen des Sports und Abiturienten/innen mit dem Leistungsfach Sport angesprochen und für zukünftige Aufgaben dem Leistungssport erhalten bleiben. Beispielsweise können Verbände in Kooperation mit den Schulen den Schüler/ innen eine Trainer-C-„Leistungssport“-Ausbildung in ihrer Sportart anbieten.

TRAINER/INNEN QUALIFIZIEREN

Die Qualifizierung der Trainer/innen im Nachwuchsleistungssport ist eine zentrale Aufgabe der Spitzenverbände. Sie führen die Aus- und Fortbildung nach den gültigen Rahmenrichtlinien durch. In den Aus- und Fortbildungsprogrammen muss auf die spezifischen Anforderungen an Trainer/innen im Nachwuchsleistungssport eingegangen werden. Der Einstieg in die Trainerausbildung erfolgt über die Ausbildung zum Trainer-C. Dabei wird die Ausbildung auf der ersten Lizenzstufe meistens den Landesfachverbänden übertragen. Dadurch können wohnortnahe Qualifizierungsmaßnahmen angeboten werden. Werden die Qualifizierungsmaßnahmen dezentral durchgeführt, besteht für die Spitzenverbände die Aufgabe, die regionalen Untergliederungen bei der Umsetzung der Ausbildungskonzeption zu unterstützen und die Qualität in den Aus- und Fortbildungen nachzuhalten. Der Spitzenverband hat – auch wenn die Ausbildung dezentral durchgeführt wird – die Verpflichtung, die Qualität in der Ausbildung zu sichern. Den Landessportbünden kommt dabei eine unterstützende Funktion zu. So können sie sportartübergreifende Teile der Ausbildung übernehmen, Referentenschulungen zu Methodenund Sozialkompetenz durchführen und Materialien zu sportartübergreifenden Themen zur Verfügung stellen. Die Zusammenarbeit der Akteure – Landesfachverband, Landessportbund und Spitzenverband – ist ein Erfolgsfaktor für die Trainerqualifizierung.

Dies gilt ebenfalls für die Ausbildung auf der zweiten Lizenzstufe, die teilweise an die Landesfachverbände abgegeben wird, von manchen Spitzenverbänden jedoch zentral durchgeführt wird. Dies hängt stark mit der Struktur und Größe des jeweiligen Verbandes zusammen. Es ist zu empfehlen, mindestens alle zwei Jahre eine zentrale Trainer-B-Ausbildung durch den Spitzenverband durchzuführen, insbesondere wenn die Landesfachverbände nur unregelmäßig Ausbildungen anbieten. Für hauptberufliche Trainer/innen im Nachwuchsleistungssport ist eine jährliche Fortbildung durch den Spitzenverband anzubieten.

Die Trainer-A-Ausbildung soll vom Spitzenverband zentral durchgeführt werden. Ein hoher, vergleichbarer Qualitätsstandard in der Trainer-A-Ausbildung soll unter anderem den Anschluss zur Diplom-Trainer-Ausbildung an der Trainerakademie des DOSB gewährleisten.

Eine weitere Möglichkeit der Trainerqualifizierung bieten die Kooperationen in den Bundesländern mit Hochschulen, die ein sportwissenschaftliches Profil haben bzw. Sportlehrer/innen und Sportwissenschaftler/ innen ausbilden.

Eine tätigkeitsnahe Fortbildung und Weiterqualifizierung der Trainer/innen durch den Spitzen- bzw. Landesfachverband kann u. a. über eine Erhöhung von Hospitationsanteilen und Praxisgesprächen erreicht werden.

TRAINER/INNEN LANGFRISTIG BINDEN UND FÜHREN

Die Anerkennung des Trainerberufes in der Gesellschaft ist zu verbessern und Formen einer Anerkennungskultur sind weiter zu entwickeln. Hierzu können Auszeichnungen des/der Nachwuchstrainers/in des Jahres im jeweiligen Bundesland bzw. Spitzenverband sowie Prämierung von langfristigen und perspektivischen Erfolgen zählen.

Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Nachwuchstrainern/innen bestehen in zahlreichen Bundesländern bewährte Modelle zur Vergütung von Trainern/ innen. Je mehr Bundesländer sich beispielsweise ein Drei-Stufen-Modell zur Vergütung bestehend aus Grundvergütung, Funktionszulage und gestaffelten Ergebniszulagen zu eigen machen, umso mehr Nachwuchstrainer/innen finden den Weg in ein attraktives, leistungsorientiertes und perspektivenreiches Berufsfeld.

Aktuell existieren unterschiedliche Vertragsmodelle mit ehrenamtlichen, nebenberuflichen und hauptberuflichen Beschäftigungen. Insbesondere im Nachwuchsleistungssport sind Vertragslaufzeiten zu bevorzugen, die langfristig angelegt sind und somit kurzfristigen Zielsetzungen entgegenwirken. Im Idealfall wird ein/e Nachwuchstrainer/in nach einer beruflichen Bewährungsphase langfristig beschäftigt, um im Sinne des langfristigen Trainings- und Leistungsaufbaus das Training gestalten zu können.

Neben den Fragen der Vertragslaufzeit sind im Arbeitsvertrag Zuständigkeiten, die Weisungsbefugnis und die Dienstaufsicht eindeutig zu definieren. Gleichzeitig sind Fort- und Weiterbildungsverpflichtungen in den Vertrag aufzunehmen. Ebenso ist der Vertrag um die Ehrenund Verpflichtungserklärungen zu einem doping-, manipulations-, missbrauchs- und gewaltfreien Sport zu ergänzen.

Ein Trainervertrag wird grundsätzlich durch eine Aufgaben- und Tätigkeitsbeschreibung ergänzt. Der jeweilige Spitzenverband regelt die Zusammenarbeit und die Führung in regionalen Trainerteams. Dort werden Festlegungen getroffen zu Verantwortlichkeiten in der Betreuung der Sportler/innen, Erstellung der Trainingspläne, Dokumentation und Analyse des Trainings, Kontrolle und Diagnose des Ausbildungsstandes, Wettkampfplanung, Trainingsempfehlungen, Organisation von Training, Schule, Ausbildung bzw. Beruf.

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