Aufbautraining - Perfektion
Postpubertär spielen die klassischen Krafttrainingsmethoden (Hypertrophie-Methoden und IKTraining) sowie die damit verbundene strukturelle Anpassung des Muskels eine zunehmende Rolle. Durch die Anwendung von speziellen Trainingsübungen kann die Zweikampfleistung hauptsächlich erhöht werden, wobei allmählich die „Erwachsenenmethoden“ zur Anwendung kommen. Die Zunahme der spezifischen Schnell- und Maximalkraft im Gewichtheben kann nur durch spezielle Reize sichergestellt werden. Nach Carl (1974) liegt das Ziel in der Maximierung der relativen und absoluten Intensitäten (Bestwert, mittleres Hantelgewicht). Die Erhöhung der Belastung über den Wiederholungsumfang ist nur bis zu einem Optimum notwendig. Im Aufbautraining empfehlen Sandau und Lippmann (2014) das Maximum im Wiederholungsumfang (Komplexe K1 bis K7). Bei steigender Belastungsintensität (Last) muss eine hohe Bewegungsqualität bewahrt werden. Mithilfe der speziellen Übungen aus den Komplexen K3, K5 und K6 kann das Maximal- und Schnellkraftvermögen gesteigert werden und somit erfolgt eine Leistungssteigerung im Reißen und Stoßen. Die Umfangsschwerpunkte verschieben sich sukzessiv von den Komplexen K1 und K2 zu den Komplexen K3, K5 und K6. In den speziellen Trainingsübungen nähert sich die absolute und relative Intensität schrittweise den Empfehlungen des Trainingsmittelkataloges für den Erwachsenenbereich an. In den einzelnen Komplexen ist die Wiederholungsgestaltung im Gegensatz zur Intensität keine zu maximierende Größe. Die Trainingseinheiten pro Woche steigen mit zunehmendem Alter bei gleichzeitiger Reduktion allgemeiner Trainingsinhalte. Die Transferwirkung allgemeiner Trainingsübungen reduziert sich mit zunehmendem Entwicklungs- und Trainingsalter, weshalb die leistungswirksamen Effekte auf die Zweikampfleistung stetig geringer werden. In späteren Entwicklungsetappen sollte auf ein allgemeines Training jedoch nicht verzichtet werden. Nach Keine (1986) wirken sich allgemeine Trainingsübungen indirekt auf die Entwicklung der spezifischen Leistungsfähigkeit aus (präventiver Charakter) und haben mit der entsprechenden Trainingsmethode im gesamten langfristigen Leistungsaufbau ihre Berechtigung (Sandau & Kurch, 2019).
Im Altersbereich zwischen 16 und 17 Jahren erfolgt die Jahresplanung über eine Dreifachperiodisierung. Jeder MAZ im Aufbautraining umfasst 13 Wochen. Im Jugendbereich erfolgen die höchsten Umfänge im speziellen Training (350 WH/Wo im Komplex K1 bis K7). Die Gesamtwiederholungen verteilen sich auf die Komplexe K1 (70 WH/Wo), K2 (60 WH/Wo), K3 (80 WH/Wo), K5 (90 WH/Wo) und K6 (50 WH/Wo). Die Übungen aus dem Komplex K7 können optional in das Training mit eingebaut werden. Der Schwerpunkt im Aufbautraining liegt in der Erhöhung der konditionellen Fähigkeiten. Die Übungen aus den Komplexen K3 und K5 werden nicht mehr zur Optimierung der sportartspezifischen Technik eingesetzt, sondern kommen hauptsächlich der Verbesserung der Schnell- und Maximalkraftfähigkeit zum Einsatz. Erstmalig in dieser Ausbildungsetappe kommen Übungen aus dem Komplex K6 zur Anwendung um spezifische Kraftfähigkeiten zu verbessern. Bei der Planung des ITP muss wie in den Etappen zuvor auf individuelle Voraussetzungen der Sportler eingegangen werden. Die Rahmenorientierung berücksichtigt nicht die individuellen Stärken und Schwächen der Athleten und muss entsprechend angepasst werden. Für den Altersbereich U17 umfasst die Rahmenorientierung folgende Trainingsübungen: Reißen, Reißen mit Bändern, Stoßen, Umsetzen, Ausstoßen, Reißen erhöht, Standreißen, Umgruppieren breit, Umsetzen erhöht, Umgruppieren eng, Standstoßen, Zug breit, Zug eng, Reißkniebeuge, Kniebeuge vorn, Kniebeuge hinten, Powerzug breit, Powerzug eng, Kraftdrücken, Schwungdrücken, Umsetzen + Kniebeuge vorn, Kniebeuge vorn + Ausstoßen.
Die Rahmenorientierung für den Altersbereich U17 beinhaltet die Belastungsgestaltung (hohe, mittlere, gesenkte Belastung) über 13 Wochen und gibt Auskunft über die Gesamtwiederholungen (WH/Wo) in den Komplexen K1 bis K7 bzw. K1 bis K5. Für ein zielgerichtetes Training wird jeder MAZ in drei Phasen gegliedert: die Grundlagenphase, Aufbauphase, Leistungsausprägungsphase. Die Grundlagenphase umfasst im Altersbereich U17 sechs Wochen, die Aufbauphase vier Wochen und die Leistungsausprägungsphase drei Wochen. Für den Altersbereich U17 sind im Anhang I Abbildung A22, A23 und A24 Mustertrainingspläne für die Grundlagenphase, die Aufbauphase sowie die Leistungsausprägungsphase abgebildet. Diese beinhalten Vorschläge für die Trainingsgestaltung in den einzelnen Trainingseinheiten. Die Mustertrainingspläne enthalten ausschließlich spezielle Trainingsübungen (Komplex K1 bis K7). Allgemeine Übungen müssen individuell aus den Komplexen K8 und K9 geplant werden. Je nach individuellen Voraussetzungen der Sportler müssen die Trainingsübungen aus dem Mustertrainingsplan, bei der Erstellung des ITP, ergänzt bzw. ausgetauscht werden (Kurch et al., 2018). In der Tabelle ist die Rahmenorientierung für den Altersbereich U17, über 13 Wochen für die Übungen Reißen (TÜ 1), Stoßen (TÜ 3), Zug eng (TÜ 14) und Kniebeuge hinten (TÜ 20) abgebildet (Kurch et al., 2018).